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Bugge Wesseltoft

solo piano

"Everybody Loves Angels" Tour

Kaum ein Musiker kann die Stille so eindringlich hörbar machen, wie der Norweger Bugge Wesseltoft in seinen Solopiano-Einspielungen. Die erfolgreichste "It's Snowing On My Piano", ist seit nun genau 20 Jahren eine Insel der Ruhe und Einkehr für die Zeit zwischen Ende November bis Neujahr. Ein zeitloses Album, das für Menschen in ganz Europa zu einem festen Teil ihres Lebens geworden ist. Mit "Everybody Loves Angels" kehren Bugge Wesseltoft und Produzent Siggi Loch zur Ausgangsidee von "Snowing" zurück. Der Albumtitel ist Sinnbild für die schwerelose, Ruhe spendende Leichtigkeit, die die Musik verströmt. Diesmal für das ganze Jahr.

Die Erfolgsgeschichte begann im Jahr 1997. Bugge Wesseltoft hatte gerade sein Album "New Conception Of Jazz" auf seinem eigenen, neu gegründeten Label "Jazzland" veröffentlicht. Auf wegweisende Art verband Wesseltoft elektronische Sounds und Grooves mit seinem unverwechselbar klaren, transparenten Pianospiel zu einem zeitlosen Kunstwerk, welches folgende Pianisten-Generationen nachhaltig prägte und ihm den Ruf eines der wichtigsten Erneuerer des Jazz einbrachte. Längst war auch ACT Labelchef Siggi Loch auf Wesseltoft aufmerksam geworden und machte ihm das Angebot, seine ganz andere Seite zu zeigen und für sein damals ebenfalls junges Label ACT eine rein akustische Solopiano-Aufnahme "with Christmas in Mind" einzuspielen.

Wesseltoft, ein entschiedener Gegner der kommerzialisierten Weihnachten, fand es reizvoll, ein Stück Musik aufzunehmen, das wieder Ruhe in eine sonst immer lauter werdende Zeit bringen sollte. Im Oktober 1997 trafen sich also Bugge Wesseltoft und Siggi Loch im Osloer Rainbow Studio und mit seiner Tochter Maren auf dem Schoß begann Bugge über Weihnachtslieder und alte Volksweisen zu phantasieren. Seine erste Solopiano Aufnahme sollte zugleich die erfolgreichste werden und auch das meistverkaufte Album in der Geschichte von ACT. Die WAZ schrieb seinerzeit: "It's Snowing On My Piano ist in ihrer fast überirdischen Schönheit die größte Weihnachts-CD, die der zeitgenössische Jazz je hervorgebracht hat."

Heute, zwanzig Jahre später, ist die Welt eine andere geworden. Eine nie abreißende virtuelle Datenflut und immer komplexere, oft undurchschaubare Strukturen und Zusammenhänge bestimmen den Alltag vieler Menschen. Und oft gewinnt in dieser Welt der Lauteste. Mehr Menschen denn je sehnen sich deshalb nach Inseln der Entschleunigung. Bugge Wesseltoft, der in der Vergangenheit in einer Klinik mit Patienten arbeitete, deren seelisches Gleichgewicht aus der Balance geraten war, weiß besonders um die Frieden spendende Kraft der Musik. Und war deshalb begeistert von der Idee, sich für das Album "Everybody Loves Angels" erneut in die Stille zu begeben. Diesmal in die schroff-schöne Region der Lofoten und die größte Holzkirche Norwegens, "LofotKatedralen", welche als Konzertort auch einen hervorragenden Steinway Flügel beherbergt.

Der Ort der Aufnahme hat eine besondere Bedeutung für Wesseltoft: "Die Natur ist für mich über die Jahre zu einer immer wichtiger werdenden Inspiration geworden", sagt er. "Hier erlebe ich immer wieder Momente, in denen ich fühle, Teil etwas Größeren zu sein. Kein Ort fühlte sich für diese Aufnahme natürlicher an, als die Lofoten. Eine wunderschöne und zugleich auch harsche Gegend und ein ebensolches Leben, wie für meinen Urgroßvater, der hier geboren wurde. In der unglaublichen LofotKatedralen aufzunehmen, brachte für mich all diese Dinge zusammen."

In seinen Interpretationen der Musik von Paul Simon, Leonnen/McCartnes, Johann Sebastian Bach, Bruno Mars u.v.m. sind es besonders der Klang der Töne und Akkorde und die Räume zwischen den Noten, die Wesseltoft wie kein anderer öffnet. Sein Spiel folgt keinem Plan, keinem Takt, keinem Arrangement, sondern ganz der Intuition des Moments. Jeder Klang steht zunächst für sich, es scheint, als würde Wesseltoft in jeden der sich so auftuenden Räume hineinhorchen - so lange, bis sich in diesem neue Türen öffnen, die er zusammen mit dem Hörer durchschreitet. Eine Musik-gewordene Antithese auf die Zapping-Mentalität unserer Zeit. Und die Langsamkeit und Reduktion der Musik erlaubt es auch dem Hörer, in der Musik eigene Geschichten, Farben und Schattierungen zu finden, und seine eigenen, immer neuen Räume, in die man wieder und wieder zurückkehren möchte. Zu jeder Jahreszeit.